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Allgemein

Bun­des­so­zi­al­ge­richt bestä­tigt die Rechts­wirk­sam­keit der Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbstzahler

By 1. März 2022No Comments

Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt hat mit Urteil vom 19.12.2012 ent­schie­den, dass die Ein­heit­li­chen Grund­sät­ze zur Bei­trags­be­mes­sung frei­wil­li­ger Mit­glie­der der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung und wei­te­rer Mit­glie­der­grup­pen sowie zur Zah­lung und Fäl­lig­keit der von Mit­glie­dern selbst zu ent­rich­ten­den Bei­trä­ge (Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbst­zah­ler) vom 27.10.2008 rechts­wirk­sam sind.

(Bun­des­so­zi­al­ge­richt, Urteil vom 19.12.2012, B 12 KR 20/11 R).

Seit 01.01.2009 regeln die Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbst­zah­ler die Bei­trags­be­mes­sung für die frei­wil­li­gen Mit­glie­der in der Gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV).

Die Recht­mä­ßig­keit der Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbst­zah­ler wur­de von diver­sen Sozi­al­ge­rich­ten und Lan­des­so­zi­al­ge­rich­ten ver­neint (vgl. etwa LSG Baden-Würt­tem­berg, Urteil vom 16.08.2011 – L 11 KR 3165/10). Die Grund­sät­ze zur Bei­trags­be­mes­sung von frei­wil­lig Ver­si­cher­ten wur­den ins­ge­samt für rechts­wid­rig erach­tet, da es nach Ansicht zahl­rei­cher Instanz­ge­rich­te an einer hin­rei­chen­den Ermäch­ti­gungs­grund­la­ge für die Rege­lung der Bemes­sungs­grund­la­gen für frei­wil­li­ge GKV-Mit­glie­der in den Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbst­zah­ler fehlte.

Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt hat mit sei­nem Urteil vom 19.12.2012 eine Ent­schei­dung des Sozi­al­ge­richts Wies­ba­den auf­ge­ho­ben, in dem die auf die Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbst­zah­ler gestütz­te Bei­trags­er­he­bung als rechts­wid­rig ange­se­hen und nur die Erhe­bung von Min­dest­bei­trä­gen für zuläs­sig erach­tet wor­den war.

Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt hat nun­mehr ent­schie­den, dass die recht­li­chen Beden­ken gegen die Über­tra­gung der Befug­nis zur Rege­lung der Bei­trags­mes­sung für frei­wil­lig Ver­si­cher­te auf den GKV-Spit­zen­ver­band nicht durch­grei­fen. Die durch § 240 SGB V ange­ord­ne­te unter­ge­setz­li­che Recht­set­zung sei im Rah­men der “funk­tio­na­len Selbst­ver­wal­tung” hin­rei­chend demo­kra­tisch legitimiert.

Dass die Bei­trags­ver­fah­rens­grund­sät­ze Selbst­zah­ler zunächst vom Vor­stand des GKV-Spit­zen­ver­bands erlas­sen wur­den, ist nach Ansicht des Bun­des­so­zi­al­ge­richt unschäd­lich, da die Grund­sät­ze rück­wir­kend zum 01.01.2009 vom GKV-Ver­wal­tungs­rat bestä­tigt wor­den sind.

Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt bemän­gel­te aller­dings im ent­schie­de­nen Fall, wie die Bei­trä­ge für frei­wil­lig Ver­si­cher­te Sozi­al­hil­fe-Emp­fän­ger berech­net wer­den, die in Hei­men leben. Die Berech­nung bewirkt näm­lich, dass zu Unrecht Bei­trä­ge auch auf Leis­tun­gen miter­ho­ben wer­den, die nicht allein für den Lebens­un­ter­halt der Betrof­fe­nen bestimmt sind, son­dern über all­ge­mei­ne Wohn­kos­ten hin­aus zweck­ge­bun­den dazu die­nen, einen beson­de­ren, den Heim­auf­ent­halt erfor­dern­den Pfle­ge­be­darf auszugleichen.

Den kon­kre­ten Fall, in dem ein Heim­be­woh­ner die AOK Hes­sen ver­klagt hat­te, hat das Bun­des­so­zi­al­ge­richt zur erneu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Sozi­al­ge­richt Wies­ba­den zurückverwiesen.

Jörn Franz

Rechts­an­walt

 

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